Wie die Idee zu diesem Stück geboren wurde…
Wenn wir es nicht wüssten, würden wir glauben, dass aus einer Raupe ein Schmetterling wird?
Es gibt Abschnitte im Leben, wo wir verzweifeln und alle Hoffnung zu Ende scheint. Und doch regt sich dann ein Wunsch, etwas zu verändern. „Wünschen“ oder „Wunsch“ hatte im Mittelhochdeutschen auch die Bedeutung von „Vermögen, etwas Außerordentliches zu schaffen“.
Und wenn wir diesem Wunsch voller Vertrauen folgen, ihm Raum und Zeit geben, sich zu entwickeln, so wie die Raupe geduldig an ihrem Kokon webt und ihre Metamorphose vorbereitet, dann können wir eine alte Haut, die uns zu klein geworden ist, abstreifen und zum Schmetterling werden. Immer wieder.
Bei diesem inneren Wachstum können uns Träume hilfreiche Freunde sein, die uns darauf hinweisen, wie wir momentan mit uns selbst umgehen, warum wir manche Verhaltensweisen nicht aufgeben wollen und sie zeigen Lösungswege auf, die uns lebendiger werden lassen.
„Vor ein paar Jahren hörte ich im österreichischen Rundfunk ein Interview mit der Traumforscherin Ortrud Grön und dies war der Anlass mich intensiver mit meinen Träumen zu beschäftigen und eine Ausbildung in Traumarbeit in der Lauterbacher Mühle zu beginnen. Ortrud Grön reduziert die Traumarbeit nicht auf ein Lexikon mit tausenden von Traumsymbolen, sondern zieht für diese Arbeit nichts weniger als die ganze Welt als Nachschlagewerk heran.
Jede einzelne Pflanze, jedes Tier, jeder Mensch, die gesamte Evolution, die uns im Traum begegnet, öffnet unser Herz für eine Sprache, die wir im Laufe unseres Lebens verlernt haben.
Für das Wiedererlangen dieser Bildsprache bin ich Ortrud Grön sehr dankbar und diese Freude möchte ich gerne mit dem Stück „Träume Träume!“ teilen.“
Idee, Bühne, Kostüm: Sigrid Wurzinger
Tanz und Spiel: Cornelia Böhnisch, Myrto Dimitriadou
Musik und Komposition: Herbert Pascher, Cello: Andrea Muscas
Choreographie: Cornelia Böhnisch
Lichtdesign: Arian Andiel
Technik: Robert Schmidjell
Regie: das Produktionsteam
Premiere: 21. Oktober 2012
Unterstützt von: „Small Size – Performing Arts for Early Years“
Salzburg (Salzburger Nachrichten). Eine Parkbank. Eine Straßenlaterne. Ein zipfelbemützter Cellist. Eine alte Frau (Myrto Dimitriadou) tritt auf. Allerlei kramt sie wie traumverloren aus ihrer großen Tasche hervor. Bald aber wird sie über einem Buch tatsächlich einnicken.
Zeit für den Traum
Das ist die Zeit für den Traum. In Gestalt einer jungen, so neugierigen, wie geschmeidig beweglichen Tänzerin (Cornelia Böhnisch) kommt er und gaukelt Traumbilder vor, zaubert sie zu feinen Bühnengespinsten weiter: ein geheimnisvoll sich bauschendes Tuch, das ein bergendes Haus sein kann, einen Schmetterling, der sich flugs in einen Vogel verwandelt, einen Regenschirm voller Fische. Manchmal schaut der Traum auch ins Buch und brabbelt munter, als könne er lesen. Und da schließlich auch Träume gelegentlich schlafen müssen, nickt er einmal kurz an der Schulter der alten Frau ein.
Das Salzburger Toihaus versteht sich auf solche wundersamen Geschichten wie kaum jemand sonst. Man hat sie schon oft gesehen. Und doch wirkt dieses „Theater für die Jüngsten“ jedes Mal wie neu. Immer wieder wird man verzaubert von diesen Bühnenträumen, als Erwachsener nicht weniger als die staunenden Kinder rund um die Spielfläche.
Es braucht keine Worte, um direkt und unmittelbar zu verstehen. Die Bilder allein setzen die Phantasie in Gang. Auch jene, die Herbert Pascher am Cello mehr zeichnet als malt. Das Wunderbare: Es ist – auch – ein Theater, das sich Zeit lässt. Die Bilder tauchen langsam auf, entfalten sich, verschwinden sanft und leise.
Raum für die Zeit
Dann legen sie sich quasi im Bild von „Träume, Träume!“ gesprochen, schlafen. So wirken sie nach. Das tut wohl in einer maßlos reizüberfluteten, informationsgestressten Welt. Man wird ja noch träumen dürfen!